von Lars Bodendiek•22.11.2024•6 Minuten
Dieser Erfahrungsbericht widmet sich dem Tough Mudder, einem der weltweit größten und populärsten Hindernisläufe überhaupt. Ob wir beim Tough Mudder Berlin 2013 im Schlamm steckengeblieben sind, erfahrt ihr im folgenden Erfahrungsbericht.
Der Tough Mudder ist mehr als ein reiner Hindernislauf, Tough Mudder ist ein perfekt inszenierter Event mit Gänsehautfaktor bei dem die Zuschauer und die Teilnehmer voll auf ihre Kosten kommen. Schon bei der Ankunft auf dem Gelände lag eine ganz besondere Stimmung in der Luft. Überall sind uns gut gelaunte Teams entgegengekommen, die alle samt nur ein Ziel hatten - den Tough Mudder zu finishen.
Der Tough Mudder ist jedoch keine reine Spaßveranstaltung, sondern ein echter Hardcore-Hindernislauf. Dies wurde uns spätestens dann bewusst, als wir einen Blick auf den Zieleinlauf mit dem letzten Hindernis, der „Electroschock Therapy“ werfen konnten. 10.000 Volt haben hier für ordentlich Spannung gesorgt!
Bevor es beim Tough Mudder Berlin losgehen konnte haben wir uns noch schnell registriert, unsere "Mud Bags" bei der Gepäckabgabe hinterlegt und unsere Startnummern auf die Stirn schreiben lassen.
Als unsere Startwelle dann um 12.00 Uhr aufgerufen wurde, haben sich weitere 317 tapfere Teilnehmer auf den Weg in den Startbereich gemacht. Bei einem gemeinsamen Warm-up haben wir uns dann erst einmal auf Betriebstemperatur gebracht. Im Anschluss galt es dann zwei Holzwände zu überwinden, die quasi als Zutrittsschranke zum Tough Mudder zu verstehen waren.
Wer hier schon Probleme hatte, sollte im späteren Verlauf des Rennens noch so richtig ins Schwitzen kommen. Nachdem dann alle Teilnehmer die Holzwand überwunden hatten, konnte das Spektakel beginnen. Nun stand das berühmte Tough Mudder Ritual an. Alle Teilnehmer wurden darauf eingeschworen was es heißt ein Tough Mudder zu sein. Ein wahrhaft epischer Moment, der nur schwer in Worte zu fassen ist. Hier muss man einfach einmal dabei gewesen sein:
Als der Startschuss fiel konnten wir uns nach langer Vorbereitungszeit endlich dem Tough Mudder stellen. Die ersten Kilometer gingen, wie der größte Teil der Strecke querfeldein. Acker, Hügel und tiefe Schlammspuren haben die Strecke dabei im Wesentlichen geprägt. Asphaltläufer mussten daher gleich zu Beginn erst mal durchschnaufen.
Bald haben wir dann auch die ersten echten Hindernisse erreicht, die man als Einzelkämpfer nicht hätte bezwingen können. Die „Berlin Walls“ sind den meisten wohl am stärksten in Erinnerung geblieben. Bei diesem Hindernis musste man zweimal eine 4 Meter hohe Holzwand überwinden. Hier war echtes Teamwork angesagt! Während einer von oben gezogen hat, musste ein anderer von unten drücken. Nur so war es möglich die Berlin Walls zu bezwingen. So manch eine Überraschung hat der Tough Mudder dann auch noch parat gehalten, wie dem Huckepack tragen des eigenen Teamkollegen. Abwechselnd musste man seinen Mitstreiter jeweils über eine Distanz von ca. 60 Metern tragen. Das nicht etwa auf einem ebenen Boden, sondern durch eine rutschige Pampe, die so manches Team ins Wanken gebracht hat.
Es gab auch diverse Hindernisse bei denen viel Kraft aufgebracht werden musste. Sei es bei einem ewig langen Streckenabschnitt, den man mit einem Baumstamm auf den Schultern zurücklegen musste, der ca. 20 kg gewogen hat oder den Hängehindernissen wie dem „Funky Monkey“, bei denen man im Falle des Versagens ein schönes Bad im kalten Nass nehmen musste.
Natürlich gab es auch noch die echten Brocken unter den Hindernissen vor denen sich die meisten Teilnehmer gefürchtet haben. Tough Mudder hat dabei mit allen erdenklichen Ängsten gespielt die ein Mensch so haben kann. Ganz gleich ob Platzangst, Höhenangst oder der Angst von einem Stromschlag getroffen zu werden.
"Arctic Enema" hat sich bei den meisten sicher ins Gehirn eingefroren. Hier musste man in ein Becken springen, das bis zur Oberkante mit Eiswürfeln vollgestopft war. Die fleißigen Helfer waren auch unermüdlich damit beschäftigt Eiswürfel nachzukippen, damit das Wasser auch ja nicht zu warm wurde. Nach dem Sprung in das Eisbad musste ich erst einmal versuchen einen klaren Gedanken zu fassen und die Schnappatmung unter Kontrolle zu bringen, bevor ich zum nächsten Tauchgang ansetzen konnte, um dieser Hölle aus Eis zu entkommen. Der Kälteschock stand den meisten ins Gesicht geschrieben.
Daneben gab es noch viele weitere aufregende Hindernisse. Dazu gehört der "Cage Crawl", bei dem man sich Rückwärts an einem Absperrzaun durch sehr kaltes Wasser ziehen musste. Das Problem war nicht das Wasser sondern die ca. 15 Zentimeter Platz, die uns zum Atmen geblieben sind. Platzangst geplagte sind hier sicher an ihre Grenzen gestoßen.
Auch der "Electric Eel", bei dem man durch einen Wassergraben kriechen musste, während man von Stromschlägen attackiert wurde hat es in sich gehabt. Kaum hat man einen Stromschlag weggesteckt und den Blick wieder nach vorn gerichtet, hat man auch schon den nächsten Stromschlag einkassiert. Entkommen war unmöglich, denn umzingelt vom heißen Draht blieb einem nichts anderes übrig als den Weg mit dem geringsten Wiederstand zu finden.
Beim „Walk the Plank“ wurden dann auch all diejenigen mit Höhenangst auf eine harte Probe gestellt. Von einer 5 Meter hohen Plattform springt man schließlich nicht jeden Tag.
Nachdem wir dann nach langen 19 Kilometern endlich auf der Zielgeraden angekommen waren, mussten wir noch die letzten zwei Prüfungen bestehen. Zum einen türmte sich der "Everest" vor uns auf, der sich durch das Matschfeld davor und der eifrigen Besprenkelung mit Wasser in eine super glitschige Rutschbahn verwandelt hat. Ich habe mich bei meinem ersten Versuch auch gleich kräftig vertreten, so dass ich einen zweiten Anlauf benötigt habe. Viele andere Teilnehmer haben sogar 4 oder 5 Anläufe benötigt oder sich an den Händen der Kameraden ausgehangen bevor auch dieses Hindernis abgehackt werden konnte.
Nun standen wir vor der „Electroschock Therapy“, die wir drei Stunden zuvor noch aus sicherer Entfernung beäugt hatten. Zum Glück haben wir von unserer rasenden Reporterin noch den Tipp bekommen, mit Volldampf durch das Gewirr aus Stromkabeln zu rennen. So mancher hat es in Slow-Motion probiert und musste daher durch tollkühne Rettungsaktionen seiner Kumpels befreit werden.
Trotz Vollgas hat es auch zwei von uns von den Beinen geholt! Bei zwei oder drei Stromschlägen gleichzeitig ist es fast unmöglich sich auf den Beinen zu halten. Zum Glück lag ja genug Schlamm aus, so dass man sich beim Fallen keine ernsthaften Verletzungen zuziehen konnte.
Der Tough Mudder Berlin 2013 war eine geile Erfahrung! Perfekt organisiert, mit vielen verrückten Hindernissen und einem echt guten Teamspirit!