von Lars Bodendiek•21.11.2024•5 Minuten
Dieser Erfahrungsbericht widmet sich dem Tough Guy in Wolverhampton, welcher als die Mutter aller Hindernisläufe gilt und zu den härtesten Hindernisläufen seiner Art zählt. Doch wie hart ist der Tough Guy wirklich? In unserem Erfahrungsbericht erfahrt ihr mehr über den Tough Guy 2013.
Bei dem Veranstaltungsdatum war uns bereits im Vorfeld klar, dass es kalt sein wird. Das wir Kälte nach dem Tough Guy neu definieren würden, war uns vorher jedoch nicht bewusst. Auch unsere winterlichen Bade- und Trainingsausflüge zum nahegelegenen See waren rückblickend lediglich ein Vorgeschmack auf das, was uns noch erwarten sollte. Insgesamt haben wir uns ca. 2 Monate auf diesen Hindernislauf vorbereitet, bis es am 27. Januar 2013 dann endlich soweit war. Auf dem Gelände des Tough Guys selbst war es am Tag des Events sehr windig und die Außentemperaturen lagen bei ca. 4 Grad Celsius, so dass von Wohlfühlwetter keine Rede sein konnte. Durch die sehr winterlichen Verhältnisse, die in den Wochen vorher herrschten war das Gelände und die Wasserhindernisse teilweise noch von einer Schnee-und Eisschicht bedeckt. Am Tag vor dem Wettkampf sind die Temperaturen dann plötzlich nach oben gesprungen, so dass über Nacht eine Schneeschmälze eingesetzt hat. Dies hat dazu geführt, dass der Untergrund der Laufstrecke vollkommen aufgeweicht war und die Laufstrecke schon für sich als Hindernis bezeichnet werden konnte. Die Bedingungen waren also alles andere als optimal, womit wir jedoch auch nicht wirklich gerechnet haben.
Als wir über die Startlinie gelaufen sind, haben bereits viele hundert Läufer vor uns das Feld überquert und den durchweichten Boden in eine Schlammgrube verwandelt. Das erste Hindernis sah auf den ersten Blick noch harmlos aus, hat uns aber gleich kräftig ins Schwitzen gebracht. Auf einer ausgedehnten Strecke mussten unzählige Holzbarrikaden überwunden werden. Bei jedem Schritt haben wir dabei Knietief im Schlamm gesteckt, was unseren Puls direkt in die Höhe schnellen lassen hat. Ein Blick auf das gegenüberliegende Hindernis hat uns dann auch gleich erahnen lassen welche Torturen es noch auszustehen galt. Diverse Taucher waren damit beschäftigt die dicke Eisschicht eines Sees zu durchbrechen, den wir später hin und zurück durchqueren mussten. In der ersten Hälfte des Laufs mussten weiterhin viele steile Berghänge, Schlammgruben oder Wasserlöcher überwunden werden. Das Besondere an diesen Hindernissen waren die unzähligen Schleifen, die enorm an den Kräften gezehrt haben. Das Verhältnis zwischen Laufabschnitten und eiskalten Wasserhindernissen war zu diesem Zeitpunkt noch relativ ausgeglichen. Auch wenn man die Füße aufgrund der Kälte zwischendurch nicht mehr spüren konnte, so blieb immer genügend Zeit sich wieder aufzuwärmen bevor es in das nächste Eisbad ging. Zu allem Überfluss wurde man von Stromschlägen überrascht, die so stark waren, dass sie so manchen Bären umgehauen hätten. Die vielen Schreie der Läufer haben dabei kräftig zur Erheiterung der Zuschauer am Rande beigetragen. Insgesamt hat sich die Intensität des Laufs von Kilometer zu Kilometer gesteigert, bis das eigentliche Spektakel bei den sogenannten Killing Fields erst noch richtig beginnen sollte.
Die sogenannten Killing Fields machen ihrem Namen alle Ehre und tragen zu Recht dazu bei, dass der Tough Guy als der härteste Hindernislauf auf Erden angesehen wird. Neben den Zuschauern haben nun auch viele in Isodecken eingehüllte Läufer das Zuschauerbild geprägt. Der Grund für das häufige Ausscheiden waren die vielen Wasserhindernisse, die nun das Streckenbild geprägt haben. Es folgte ein Eisbad nach dem anderen, was zur Folge hatte, dass die Körpertemperatur langsam aber sicher in den Keller ging. Die Auswirkungen auf den Körper waren unübersehbar. Viele Läufer haben es mit Krämpfen zu tun bekommen, waren unterkühlt oder ganz einfach völlig ausgepowert. Selbst Läufer die mit Muskeln bepackt waren, haben heftig zitternd vor einem gestanden und konnten der Kälte nichts mehr entgegensetzen. Das Highlight war sicher der Tauchgang, bei dem man 4-mal unter Holzbalken durchtauchen musste. Bei jedem abtauchen hatte man das Gefühl, dass einem das Gehirn einfriert. Schon vor dem letzten Tauchgang habe ich gespürt, wie mir schwindelig wurde. Aufgeben kam zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht in Frage, dafür war das Ziel schon zu nah. Angefeuert von meinen Kumpels habe ich mich gerade noch an Land geschleppt, bevor ich zweimal zu Boden gegangen bin, da mein Gleichgewichtssinn nicht mehr funktionierte. Nach ca. 5 Minuten habe ich ich all meine Kräfte wieder gesammelt, konnte mich wieder aufrichten und taumelnd das nächste Hindernis anvisieren. Dabei musste ein ca. 10 Meter hohes Hindernis überwunden werden. Der starke Wind hat die Kälte in dieser Höhe bis in die Knochen getrieben, so dass mittlerweile der ganze Körper gezittert hat. Die Organisatoren des Tough Guys kannten keine Gnade, da man sich bis kurz vor dem Zieleinlauf diversen weiteren Eisbädern stellen musste. Die Wahrnehmung für die Umgebung ist auf den letzten Kilometern völlig auf der Strecke geblieben, da man sich nur noch mit einem Tunnelblick fortbewegt hat. Beim Zieleinlauf habe ich so gezittert wie noch nie zuvor in meinem Leben. Die Arme sind von links nach rechts ausgeschlagen, so dass der warme Tee schnell den Boden bedeckt hat. Es hat eine gute Stunde gedauert, bis ich wieder das Gefühl hatte meine normale Körpertemperatur erreicht zu haben.
Am Ende waren wir uns alle einig! Der Tough Guy trägt seinen Namen zu Recht und gehört definitiv zu den härtesten Hindernisläufen auf diesem Planeten. Wer hier unvorbereitet an den Start geht, hat keine Chance diesen extremen Hindernislauf zu überstehen.