von Lars Bodendiek•20.11.2024•8 Minuten
Viele Jahre habe ich nun schon auf ein Spartan Race im heimischen Berlin hingefiebert. Nun war es soweit, denn gerade einmal knapp 50 km von Berlin entfernt fand in diesem Jahr die Premiere des Spartan Race Berlin statt. Die Location hätte für die Premiere nicht cooler sein können, da der Austragungsort Finowurt mit dem bekannten Luftfahrtmuseum war. Wie es uns beim Spartan Race Berlin ergangen ist, erfahrt ihr nun hier im folgenden Erfahrungsbericht.
Mit elektrisierender Vorfreude und Spannung sind wir am Samstagmorgen in das Auto gestiegen, um uns dem letzten Hindernislauf der Saison, dem Spartan Race Berlin zu stellen. Genau genommen haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen direkt beim Spartan Super Race an den Start zu gehen. Ich war an diesem Tag vor allem auf meine eigene Performance gespannt, da ich für die Vorbereitung den Trainingsplan von Joe de Sena (Gründer Spartan Race) "Fit fürs Spartan Race: Der ultimative 30-Tage-Plan für dein perfektes Rennen" genutzt habe. Ob 30 Tage tatsächlich ausgereicht haben, um für ein Spartan Super Race mit +12 km und mehr als 20 Hindernissen fit zu werden, erfahrt ihr später im Fazit am Ende des Erfahrungsberichts.
Berlin und Hindernisläufe sind eine Liebe, die bisher nicht wirklich gefruchtet hat. Grund ist oftmals auch die umständliche Anreise, da die meisten Hindernisläufe fernab der Berliner Landesgrenze ausgetragen werden und somit für viele potentielle Teilnehmer unerreichbar sind. Anders verhält es sich beim Spartan Race, das mit Finowfurt fast in greifbarer Nähe liegt. Von der Haustür im schönen Friedrichshain bis zur Location sind mit dem Auto gerade einmal etwas über 40 Minuten vergangenen. Ein wahrer Luxus, wenn ich daran denke, dass ich selbst mit dem Fahrrad über 30 Minuten zur Arbeit benötige.
Die Location ist absolut genial und bietet alles, was für einen ordentlichen Hindernislauf notwendig ist. Die Base befindet sich auf einer Teilfläche eines ehemaligen Militärflugplatzes. So ist es auch kein Wunder, dass zahlreiche alte Militärflugzeuge das Gelände schmücken und die Abgabe der Taschen sowie die Umkleidekabinen stilecht in den alten Hangars integriert wurden. Alles ist sehr kompakt und übersichtlich, so dass man keine ewig langen Wege zurücklegen muss, um irgendwo hinzukommen. Selbst die Parkplatzsituation lässt keine Wünsche offen, da vom Parkplatz bis zur Startlinie nur wenige Meter dazwischen liegen.
Die gesamte Organisation verlief absolut reibungslos. Die Tickets hielten wir ohne langes Anstehen bereits nach wenigen Minuten in unseren Händen, unsere Taschen konnten wir in Windeseile abgeben und die Verpflegung war vor,- nach und während des Laufs hervorragend. Die Gepäckabgabe war erfreulicherweise vor fremden Zugriff geschützt in einem Hangar integriert und wurde über die ganze Zeit von drei Personen betreut. Auf der Laufstrecke selbst gab es an mehreren Stationen Wasser, Bananen und sogar kleine Powerriegel. Auch für die mitgereisten Kinder war gesorgt, da sogar ein Spartan Kids Parcours aufgebaut wurde.
Die Laufstrecke ist beim Spartan Race Berlin ein wahrer Offroad-Ritt. Asphalt? Fehlanzeige! Hier geht es wirklich vom ersten bis zum letzten Schritt querfeldein. Insgesamt kann die Laufstrecke in drei Abschnitte untergliedert werden. Im ersten Abschnitt ging es zum Warm-up am Rande einer extrem großen Solaranlage meist durch seichtes Gelände, das nicht sonderlich anspruchsoll war. Im zweiten Abschnitt führte die Laufstrecke durch ausgiebige Sandpassagen, die den Laufpuls erstmalig etwas höher getrieben haben. Hätte es an diesem Tag statt Sonnenschein Regen gegeben, wäre es sogar eine nette Schlammschlacht geworden. Richtig zur Sache ging es im letzten und längsten Abschnitt, da dieser mitten durch einen Wald führte. Die Laufstrecke war in keinster Weise präpariert, so dass man auch höllisch aufpassen musste, um nicht etwa über Wurzeln & Co. zu stolpern. Die natürliche Bodenstruktur hat sich schnell auch in den Beinen bemerkbar gemacht und bescherte mir auch noch vier Tage nach dem Hindernislauf einen netten Muskelkater.
Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt, dem Parcours. In der ersten Hälfte des Laufs empfand ich die Hindernisse als etwas zu monoton und teilweise nicht herausfordernd genug. So mussten vor allem in der Anfangsphase etliche Kriechhindernisse und Steilwände im Wechsel überwunden werden. Dies führt bei verwöhnten Hindernisläufern natürlich schnell zu einer gewissen Langeweile.
Anschließend folgte das für mich erste echte Hindernis. Bei diesem musste man eine etwa 15 kg schwere Steinkugel ca. 20m weit tragen, anschließend 5 Burpees machen und die Kugel wieder zurück zum Startpunkt tragen. Das ist die Art von Hindernis, die ich liebe und von denen ich mir insgesamt mehr gewünscht hätte. Einziges Manko, der Weg war bei diesem Hindernis viel zu kurz und damit wenig herausfordernd. Beim Spartan Race in Oberndorf mussten wir mit einem Eimer voller Schutt den fünffach so langen Weg zurücklegen. Da hat tatsächlich jeder Muskel gebrannt.
Wenig später folgte direkt im Anschluss der Tire Flip. Auch hier bin ich mit dem eigentlichen Hindernis zufrieden. Nur die Intensität hätte etwas höher sein können. Zwei Flips hin und zwei Flips zurück. Schweißperlen hat mir das nicht gerade auf die Stirn getrieben.
Anschließend gab es wieder ein paar Kletterwände und eine Reihe von Hindernissen, bei denen es auf Geschicklichkeit und das Koordinationsvermögen ankam. So musste zum Beispiel eine Holzwand überwunden werden, die mit zahlreichen Griffmöglichkeiten ausgestattet war.
Kurz darauf stellte sich uns ein Stahlgerüst in den Weg. Beim ersten Anblick hatte ich davor tatsächlich ordentlich Respekt, da es ziemlich kompliziert aussah. Am Ende sah es aber komplizierter aus, als es tatsächlich war. Und so haben wir uns in einem Rutsch darüber geschwungen.
Nun Begann der Teil, der auch läuferisch anstrengender war. Denn wir nährten uns jetzt dem Wald, in dem wir uns eine gefühlte Ewigkeit aufgehalten haben. Ab und zu waren auf der folgenden Laufstrecke ein paar Hindernisse installiert, die man aber allesamt recht locker nehmen konnte. Wie zum Beispiel das schräge Klettergerüst.
Zum Ende ging es dann Schlag auf Schlag. Habe ich mich bis hierher noch geärgert, dass die meisten Hindernisse so leicht zu bewältigen waren, ist mir jetzt ziemlich schnell das Lachen vergangen und mein unzureichender Trainingszustand hat sich bemerkbar gemacht. Den Dampfhammer hat sich Spartan nämlich wahrhaftig für das letzte Drittel aufgehoben. Hier folgte ein Hindernis nach dem anderen, weshalb ich plötzlich schnell auf dem Zahnfleisch kroch.
Über 20 kg schwere Stahlketten mussten geschleppt, steile Hangar hinaufgelaufen, beschwerte Gummireifen hinaufgezogen und Hangelhindernisse überwunden werden.
Natürlich dürften auch echte Klassiker wie das Seilklettern und das Speerwerfen nicht fehlen. Wie üblich sind beim Speerwerfen eine Vielzahl an Teilnehmern anzutreffen, die damit beschäftigt sind, 30 Burpees zur Strafe zu absolvieren. Denn ohne Training ist es kaum möglich, das Ziel mit dem Speer zu treffen.
Allein im letzten Drittel musste ich drei mal 30 Burpees zur Strafe absolvieren, da ich mit dem Speer nicht getroffen, beim Hangelhindernis abgerutscht bin und das Seilklettern schlicht weg verkackt habe.
Als ich die Ziellinie endlich überschritten habe, war ich daher völlig platt und froh es geschafft zu haben.
Wie jeder andere Hindernislauf auch, hat das Spartan Race Berlin seine Stärken und Schwächen. Als Stärken sind ohne Frage die Nähe zur Hauptstadt, die coole Location und die perfekte Organisation zu bezeichnen. Für die Zukunft wünsche ich mir jedoch, dass bei den Hindernissen etwas mehr Gas gegeben wird. Ein paar Kletterwände können problemlos gestrichen und durch echte Krafthindernisse ersetzt werden. Ein extrem gutes Beispiel ist hierfür das Spartan Race in Oberndorf, das mit seinem Set-up definitiv in der Champions League spielt. Klar, wir haben hier in Berlin keine riesigen Berge vor der Haustür aber ich bin mir sicher, dass man aus der Location noch viel mehr rausholen kann.
Abschließend möchte ich nun noch die Frage beantworten, ob 30 Tage Training ausreichen, um ein Spartan Race zu bestreiten. Augenscheinlich ja, denn sonst hätte ich die Ziellinie wohl kaum überquert. Ich habe am Ende dennoch ganz schön gepumpt, da ich aufgrund meiner Verletzung nur zwei Wochen am Stück wie geplant trainieren konnte. Von 0 auf 100 in 30 Tagen fit werden heißt auch, dass nichts schief gehen darf.
Deswegen würde ich den Zeitraum eher etwas großzügiger wählen und durchaus zwei extra Trainingswochen als Puffer einplanen. Das Spartan Race ist und bleibt ein echter Fitness-Hindernislauf, auf den man sich nie zu leichtfertig vorbereiten sollte.
Am Ende kann der Kick-off zu 100% als gelungen bezeichnet werden. Ich freue mich auf das nächste Jahr und hoffe, dass Spartan hier dann aus dem Vollen schöpft.