von Lars Bodendiek•21.11.2024•8 Minuten
Viele Monate sind seit unserem letzten Hindernislauf vergangen. Da war die Vorfreude auf den Tough Mudder Norddeutschland wahrhaftig riesig! Vor allem auch deshalb, weil Tough Mudder seine Hindernisse generalüberholt sowie neu entwickelt hat und wir diese nun endlich testen konnten! Mehr dazu erfahrt ihr jetzt in unserem Erfahrungsbericht!
Da der Trainingsfokus in der aktuellen Saison vor allem auf den Red Bull 400 liegt, haben wir uns keiner speziellen Vorbereitung auf den Tough Mudder Norddeutschland unterzogen. Dennoch wollten wir uns die vielen neuen und generalüberholten Hindernisse beim Tough Mudder 2.0 natürlich nicht entgehen lassen und haben uns auf den Weg ins knapp 400km entfernte Hermannsburg in Niedersachsen gemacht.
Schon bei der Ankunft war klar, dass bei Tough Mudder Profis am Werk sind. Von der Einweisung auf dem Parkplatz, dem Check-In und der Abgabe des Gepäcks sind nicht mehr als 30 Minuten vergangen und schon standen wir mit all den anderen Mudders auf der Piste. Als Legionäre konnten wir uns gleich zu Beginn auf ein besonderes Highlight freuen, denn das finale Hindernis war für uns nicht etwa die berüchtigte Electroshock Therapy, sondern eines der neuesten Hindernisse, die Dead Ringer.
Ausgestattet mit der Olympus Stylus Tough 4 konnten wir nun direkt ins Geschehen eintauchen und das Abenteuer Tough Mudder Norddeutschland beginnen. Was uns von Anfang an positiv aufgefallen ist, ist das Tough Mudder seinem Namen bei diesem Event allen Ehren gemacht macht. Während des gesamten Laufs ist kaum ein Kilometer vergangen, bei dem man nicht knietief im Schlamm steckte oder durch diesen kriechen musste. Und die Pampe hatte es in sich. Bei der Katzenwäsche vor Ort wollte sich der Dreck einfach nicht vom Körper lösen lassen, da mussten zu Hause in der heimischen Badewanne schon härtere Geschütze aufgefahren werden.
Doch, jetzt erstmal der Reihe nach. Wie üblich sind die ersten 2 - 3 km bei einem Hindernislauf meist als Warm-up präpariert. Längere Laufpassagen zum warm werden, die ersten kleineren Hindernisse zur Aktivierung aller Muskelgruppen sowie Wasser & Schlamm für das richtige Feeling.
Hoppla, eine Ausnahme gab es zum Start. Mit Arctic Enema 2.0 kam eines der generalüberholten Hindernisse gleich am Anfang zum Einsatz. Dies haben wir dem Veranstalter jedoch nicht übel genommen, denn an einem sehr heißen Tag kam die Abkühlung gleich zu Beginn genau zum richtigen Zeitpunkt! Im Gegensatz zum alten Arctic Enema gleitet man in der 2.0 Version durch ein eng anliegendes Gitter direkt in das eiskalte Wasser. Für Drückeberger gibt es hier nur sehr wenig Spielraum! Eine gute Idee wie wir finden.
Noch eine letzte Wall, die es zu überwinden galt und von nun an konnte die große Sauerei beginnen.
Bis zum ersten echten neuen Hindernis, dem Birth Canal, sind wir durch zahlreiche Wassergräben und Schlammgruben gewatet. Angekommen beim Birth Canal hat sich direkt ein Grinsen im Gesicht breitgemacht. Schließlich haben wir so ein Hindernis noch nie zuvor zu Gesicht bekommen.
Zugegeben, der Birth Canal sieht recht einfach aus aber man sollte ihn definitiv nicht unterschätzen. Die Last des Wassers drückt einen unermüdlich auf den Boden, so dass man ganz schön kurbeln muss, um den Birth Canal zu durchqueren. Zum Glück habe ich bei meinem Training in den vergangenen Monaten 8 kg abgespeckt, wodurch ich wenigsten etwas weniger Masse durch den Geburtskanal ziehen musste.
Nun folgten diverse Schlammtäler, die vor allem eins gemacht haben, richtig Spaß! Es ging rauf und runter und rauf und runter. Jedes Schlammloch war dabei noch schlammiger als das vorherige, wodurch hier so ziemlich jeder von Kopf bis Fuß eingesaut wurde.
Mit etwas Ehrfurcht sind wir nun auf das nächste Hindernis zugelaufen. Dieses trägt den Namen Ball to the Wall und stellte für einige Teilnehmer eine unüberwindbare Hürde dar. Wer hier zu viel Gepäck auf den Rippen hatte, an Höhenangst litt oder schlicht zu wenig Muckis in den Oberarmen hatte war hier chancenlos. Als wir an dem Hindernis angekommen sind war das Seil längst von Wasser und Schlamm durchtränkt, wodurch man ordentlich zupacken musste, um nicht den Halt zu verlieren. Einen Sturz aus dieser Höhe galt es nämlich unbedingt zu vermeiden, da dies wohl ordentlich geschmerzt hätte.
Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Gefühlt folgte jetzt ein Hindernis nach dem anderen. Dies lag sicher auch daran, dass die Laufpassagen durch die immer wiederkehrenden Schlamm- und Wasserpassagen keine Langeweile aufkommen lassen haben.
Bei den anschließenden Berlin Walls war dann echtes Teamwork gefragt. Schließlich lassen sich 4m hohe Wände von niemanden allein überwinden. Also, rauf auf die Schultern eines Mitstreiters, eine helfende Hand greifen und sich dann irgendwie über dieses Bollwerk ziehen.
Ein weiteres generalüberholtes Hindernis war Funky Monkey. Schon der Vorgänger hatte es in sich, doch mit dem Upgrade müssen die Mudder noch mehr Athletik unter Beweis stellen. Während der erste Teil vom Hindernis noch auf gewohnte Weise bewältigt werden musste, hatte sich der zweite Teil mit dem Umgreifen auf ein schwingendes Element und einer angeschrägten Stange als kniffelig erwiesen. Leider bin ich Funky Monkey 2.0 genau an dieser Stelle gescheitert, wodurch ich jedoch wenigstens in den Genuss eines kühlen Bades kommen konnte.
Mit etwas Wut im Bauch über das Scheitern an Funky Monkey 2.0 sind wir nun direkt auf die Zielgeraden zugesteuert. Nun galt es die letzten zwei Hindernisse zu überwinden und das zweite Tough Mudder Stirnband einzusacken. Die erste Herausforderung war der Everest, der ebenfalls ein Upgrade hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades erhalten hat.
Die Oberkante war nun nicht mehr gerade, so dass man sich dort problemlos aufstützen und hochziehen konnte, nein, beim Everest 2.0 ist die Oberkante abgerundet. Hört sich nach einer simplen Veränderung an aber diese macht den Everest zu einem Hindernis, bei dem erneut echtes Teamwork gefragt ist. Wie wichtig Teamwork hier ist, konnten wir direkt mit unseren eigenen Augen ansehen. Bei dem Versuch den Everest zu erstürmen war ein etwas kräftigerer Mitstreiter auf die bedingungslose Hilfsbereitschaft seiner Kameraden angewiesen. Insgesamt waren 12 Männer damit beschäftigt ihren Teamkameraden beim Versuch den Everest zu erstürmen zu unterstützen. Hier wurde wirklich bis zum Umfallen gekämpft aber es hat sich gelohnt, denn am Ende wurde niemand zurückgelassen und jeder aus dem Team hat es geschafft den Everest 2.0 zu bezwingen. Eine unglaubliche und extrem kameradschaftliche Leistung wie wir finden! Unser Respekt an dieser Stelle an das uns unbekannte Team!
Nun war es soweit und wir haben das letzte Hindernis erreicht. Wie bereits oben beschrieben stand es den Legionären frei, sich anstelle der Electroshock Therapy an einem neuen Hindernis, dem Dead Ringer zu probieren. Das haben wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen und uns in die Schlange beim Dead Ringer eingereiht. Angesichts der Tatsache, dass hier einige Teilnehmer unsanft auf den Boden geknallt sind haben wir uns kurz gefragt, ob dies tatsächlich die bessere Alternative zu den Elektroschocks ist. Viel Zeit zum überlegen blieb jedoch nicht. Nach einer kurzen technischen Analyse waren wir auch schon an der Reihe und siehe da, wir sind hier in einem Rutsch durch. Die Kunst war es mit den Ringen zu schwingen und wenn möglich nicht zum stehen zu kommen. Wer dies einigermaßen beherrscht hat, konnte das Hindernis relativ problemlos bezwingen.
Man kann natürlich auf die Preise bei Tough Mudder schimpfen aber an dieser Stelle soll eines gesagt sein, für das Geld bekommen die Teilnehmer auch wirklich etwas geboten! Angefangen bei der Organisation, dem Einfallsreichtum bei den Hindernissen und der Versorgung auf und neben der Strecke bekommen die Teilnehmer bei Tough Mudder ein Rundum-Sorglos-Paket geliefert.
Von der Ankunft bis zum Start sind in unserem Fall nicht mal 30 Minuten vergangen. Das ist recht sportlich und erleben auch wir nur sehr selten. Neben dem zügigen Anmeldeprozedere war auch die Versorgung auf der Strecke erstklassig. Mit unserem Start um 13 Uhr gehörten wir sicher zu einer der späteren Startergruppen und dennoch sind wir an keiner Versorgungsstation leer ausgegangen. Ganz im Gegenteil, einige haben wir sogar ausgelassen, da wir stets optimal mit Wasser und Bananen versorgt waren.
Die Laufstrecke zählt im nordischen Flachland sicher nicht zu den anspruchsvollsten. Das steht außer Frage. Dennoch hat es Tough Mudder verstanden, die Laufstrecke sehr abwechslungsreich zu gestalten. So gab es unzählige Schlammbäder, die Tough Mudder allen Ehren gemacht und den Teilnehmern sichtlich viel Spaß gemacht haben! Einzig bei den Hindernissen könnten wir etwas Kritik üben. Da wir Tough Mudder bereits kennen, hätten wir uns natürlich mehr von den brandneuen Hindernissen gewünscht, die auf der Webseite angepriesen werden. Wer hier jedoch zum ersten Mal an den Start bei einem Hindernislauf gegangen ist, wird am nächsten Tag ganz sicher mit einem mächtigen Muskelkater und einer vor Stolz geschwollenen Brust aufgewacht sein.
Insgesamt ist Tough Mudder Norddeutschland ein wirklich sehr guter Event für Anfänger. Wer bisher noch keine Erfahrungen mit Hindernisläufen gesammelt hat, sollte daher unbedingt hier teilnehmen. Tolle Hindernisse, tolle Atmosphäre, perfekte Organisation und insgesamt ein Lauf, der nicht zu schwer oder zu gefährlich ist, um gleich wieder die Lust am Hindernislauf zu verlieren.